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Weißer Blick (White Gaze)

Der Begriff white gaze (dt. weißer Blick) geht auf die afroamerikanische Schriftstellerin Toni Morrison zurück. Diese beobachtete, dass die meisten Bücher für eine weiße Leser:innenschaft geschrieben werden, der:die weiße Leser:in somit als stillschweigend vorausgesetzte „Standard-Leser:in“ gilt. Der white gaze beschreibt demnach eine Perspektive, die lediglich die Lebensrealitäten, Normvorstellungen und Wahrnehmungen weißer Menschen wiedergibt, gleichzeitig die aller anderen Menschen ausschließt, weil sie sie nicht als Teil der Norm wahrnimmt. Dadurch reproduziert der white gaze Rassismen. Diese weiße Perspektive beeinflusst auch BIPoC* Autor:innen, weil sie ebenfalls in die rassistischen Diskurse der Gesellschaft verstrickt sind. Morrison und andere Autor:innen erläutern, dass der Einfluss des white gaze sich darin zeigt, dass auch sie sich teils unbewusst Gedanken über die Rezeption ihrer Werke durch weiße Leser:innen oder Zuschauer:innen machen oder aktiv darauf achten rassistische Klischees nicht zu reproduzieren. Jedoch verweist Morrison darauf, dass Autor:innen und Künstler:innen sich durch das Bewusstmachen dieses Einflusses durchaus vom white gaze befreien können.

Siehe auch Dekolonisierung, Doppeltes Bewusstsein und Critical Whiteness