Laut(er) werden? Welche Konsequenzen ergeben sich aus den aktuellen Migrationsphänomenen für die rassismuskritische Migrationspädagogik, Sozial- und Bildungsarbeit und wie können wir uns mehr Gehör in den Diskursen der globalisierten Gesellschaft verschaf
Spätestens seit dem Frühsommer 2015 steht die Bundesrepublik Deutschland vor gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, die einerseits miteinander verzahnt sind, die andererseits aber auch unabhängig voneinander bestehen:
- Die seit Jahren anhaltend hohe Zahl von Flüchtenden, die auf ihrem Weg nach Europa zu Tode kommen (Mittelmeer), stellt eine humanitäre Katastrophe dar, der die EU größtenteils mit Ignoranz begegnet ist. Die Rede vom „Grenzregime Europa" wurde zur bitteren Realität.
- Die große Zahl an Geflüchteten und Asylsuchenden, die seit dem Frühsommer 2015 über dem Landweg nach Europa, vor allem nach Deutschland, kommen, stellt die EU und Deutschland vor enorme logistische, finanzielle und integrative Herausforderungen. Dabei zeigte sich im Sommer und Herbst 2015 die deutsche Gesellschaft mehrheitlich als eine offene und solidarische Gesellschaft.
- Parallel dazu stieg jedoch die Anzahl der Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte und auf geflüchtete Personen rapide an. Die Hetze und die Attacken gegen die Ankommenden, aber auch gegen deren Unterstützer_innen, entsprechende Initiativen, die Mitarbeiter_innen der Flüchtlingssozialarbeit sowie Politker_innen, die sich für Geflüchtete einsetz(t)en, nahmen in den sozialen Medien und auf den Straßen ein bislang nicht bekanntes Ausmaß an. Pegida und AfD gewannen und gewinnen enormen Zulauf.
- Neben der extremen Rechten und Rechtspopulist_innen zeigt(e) sich auch die viel zitierte Mitte der Gesellschaft als problematischer Akteur im Diskurs um Flucht und Integration. Die Rede von „Flüchtlingskrise", „Integrationsunwilligkeit", „unaufgeklärten Flüchtlingen", von Obergrenzen, deutscher Leitkultur und der „Herrschaft des Unrechts", mit der der bayerische Ministerpräsident Seehofer für große Irritationen sorgte, befeuern in problematischer Weise die gesellschaftlichen Diskurse. Nicht zu Unrecht wird darauf hingewiesen, dass diese Ausgrenzungsrhetorik die Legitimationsgrundlage für rechte und rassistisch motivierte Gewalttäter_innen bildet.
- Doch auch das zivilgesellschaftliche Gegengewicht zu Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt zeigt(e) sich in einer bislang so nicht bekannten Vielfältigkeit und enormen Hilfsbereitschaft. Einzelpersonen, Familien, Anwohner_innen von Unterkünften und Bürgerinitiativen bewiesen und beweisen einen langen Atem in der solidarischen Begleitung der Menschen.
Die genannten Realitäten zeigen eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung auf, die es zu analysieren gilt und die nach angemessenen Reaktionsweisen rufen. Mit unserer Tagung wollen wir uns genau dieser Aufgabe stellen: der Vergegenwärtigung der aktuellen gesellschaftlichen Polarität sowie Ansätzen eines gerechtigkeits- und menschenrechtsorientierten Handelns an den unterschiedlichsten Orten der Gesellschaft (Unterstützer_innengruppen, Offene Jugendarbeit, Schule, Verwaltung, Politik, Medien ...). Wir wollen uns über unsere Erfahrungen austauschen und die eigenen Praxen kritisch reflektieren. Die in unserer Arbeit wahrgenommen Spannungsverhältnisse, nämlich zwischen Analyse und (politischer, pädagogischer, gesamtgesellschaftlicher) Wirksamkeit, zwischen selbstkritischer Auseinandersetzung und Interventionsfähigkeit, zwischen dem Schutz vulnerablen Gruppen (Geflüchtete, Frauen, Kinder) und grundsätzlicher Aufnahmebereitschaft bilden den thematischen Schwerpunkt. Mit dem Arbeitstitel „Laut(er) werden? Welche Konsequenzen ergeben sich aus den aktuellen Migrationsphänomenen für die rassismuskritische Migrationspädagogik, Sozial- und Bildungsarbeit und wie können wir uns mehr Gehör in den Diskursen der globalisierten Gesellschaft verschaffen?" ist bereits angezeigt, dass es bei dieser Tagung um die Reflexion angemessener und zugleich einflussreicher (bildungs)politischer und pädagogischer Ansätze unter Bedingungen der globalisierten Migrationsgesellschaft gehen wird, also um die Frage, wie ein angemessene(re)s pädagogisches und bildungspolitisches Handeln aussehen kann, aber auch wie wir in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um Flucht, Asyl und Integration eine vernehmbare und konstruktive Stimme zur Artikulation bringen können.
Ort:
Dortmund
Informationen:
IDA-NRW, Anne Broden, info@IDA-NRWde
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