"Nie wieder!" - Aber wie? Zur (Nicht-)Bedeutung des Nationalsozialismus in der Rechtsextremismusprävention
Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus gehört mittlerweile zum Selbstverständnis der Berliner Republik. In Deutschland existiert eine vielfältige Gedenkstättenlandschaft, die sich unterschiedlichen Aspekten und Opfergruppen der NS-Herrschaft widmet. Allein in Nordrhein-Westfalen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte rund 25 Gedenkstätten und Geschichtsorte entstanden, denen zunehmende Bedeutung in den lokalen und regionalen Erinnerungskulturen zukommt.
Die Ansprüche an diese Einrichtungen sind hoch. Weit verbreitet ist beispielsweise die Erwartungshaltung, der Herausbildung von antisemitischen, rassistischen und rechtsextremen Verhaltensweisen bei Jugendlichen durch Gedenkstättenbesuche präventiv begegnen zu können. Die Konfrontation mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und den Leidensgeschichten der Opfer am „authentischen Ort" soll gleichsam eine läuternde oder „imprägnierende" Wirkung erzielen. Der oftmals mit großem Pathos erhobenen Forderung „aus der Geschichte zu lernen" wird große Bedeutung beigemessen. Diese Feststellung gilt auch für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Schulunterricht sowie in der außerschulischen historisch-politischen Bildung.
Doch die Hoffnung, mit der „Geschichte" als Argument eine wirkungsvolle Waffe für die Bekämpfung des Rechtsextremismus zur Hand zu haben, erweist sich oftmals als trügerisch. Die angestrebten Effekte - emotionale Betroffenheit oder kognitiver Erkenntnisgewinn bei den jeweiligen Zielgruppen - stellen sich häufig in der gewünschten Form nicht ein. Im Gegenteil beklagen Jugendliche verstärkt eine vermeintliche „Überfütterung" mit dem Thema Nationalsozialismus. KritikerInnen thematisieren zudem schon seit einigen Jahren eine zunehmende Ritualisierung der Erinnerungskultur in Deutschland, die entgegen ihrem Anspruch nur wenig zur Auseinandersetzung mit aktuellem Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus und anderen Formen von Menschenfeindlichkeit beitrage.
Andererseits sind in jüngster Zeit durchaus Ansätze und Konzepte entstanden, die sich genannten Herausforderungen zu stellen versuchen und den wachsenden zeitlichen Abstand zur NS-Zeit ebenso reflektieren wie generationsspezifische Perspektiven und die erinnerungskulturellen Vielstimmigkeiten der Einwanderungsgesellschaft. Ist ein „Lernen aus der Geschichte" also doch möglich? Kann die Beschäftigung mit dem historischen Nationalsozialismus tatsächlich einen Beitrag zur Rechtsextremismusprävention leisten? Wie lassen sich Gegenwartsbezüge in der Gedenkstättenarbeit sowie in der schulischen und außerschulischen historisch-politischen Bildung herstellen, die auf schlichte Analogien verzichten, vordergründige Vereinnahmungen vermeiden und auf moralisierende Haltungen verzichten?
Diese und weitere Fragen wollen wir gemeinsam im Rahmen unserer Tagung nachgehen.
Infos
IDA-NRW
Anne Broden
Volmerswerther Straße 20
40221 Düsseldorf
Tel: 02 11 / 15 92 55-5
info[at]ida-nrw.de
Anmeldung
kontakt(at)mobim.info
Das Registrierungsformular kann nicht angezeigt werden - mögliche Gründe: Anmeldung erfolgt formlos per E-Mail, Start-Datum der Veranstaltung ist bereits erreicht, Anmeldefrist oder max. Anzahl Teilnehmer wurde überschritten.